Sonntag, 4. November 2018, 11 Uhr
eröffnet die Sonderausstellung ZUSAMMEN IN EINEM BOOT – GEORG WILLMS
Der Künstler Georg Willms ist an der Ems aufgewachsen, direkt hinterm Deich. Der Fluss ist hier, kurz vor seiner Mündung in die Nordsee, breit und tideabhängig. Das schmutzige Wasser ist durch die vielen Sedimente braun gefärbt, der Schlick und der Modder sind tiefschwarz. Schilfgürtel säumen die Ufer und Kolke, Süß-, Salz- und Brackwasser heben sich und senken sich im Rhythmus der Tide. Schiffe und Boote kämpfen gegen die starke Strömung, Wind und Wellengang.
Nasses Treibholz, knorrige Wurzeln, alte Pfähle förderten immer wieder seine Fantasie und Kreativität. Schwarze Mooreiche aus der Flußniederung wurde sein bevorzugte Material. Aus langen Eichenstämmen, die Jahrtausende lang im Moor und Morast konserviert wurden, formt der Künstler archaisch anmutende Objekte, Boote und Schiffe. Das ursprüngliche, einzigartige geschwärzte Holz wird durch seine Hand, seinem Stecheisen oder der Kettensäge gesägt, gestochen und geschnitzt. Schlanke Figuren, Bootskörper werden aus dem Stamm zum Leben erweckt, werden neu geboren und erhalten eine neue Identität.
In der neuen Werkgruppe schuf Georg Willms in den letzten drei Jahren über einhundert Boote und Schiffe der besonderen Art. Außergewöhnliche Schiffsmodelle aus einem ungewöhnlichen Material, mit haptischer aufgerissener Oberfläche, zeitgemäß geformt und interpretiert. Objekte in allen Größenordnungen entstanden, oft in Verbundenheit mit alten rostigen Werkzeugen, Schmiedenägeln oder Schaufeln.
Da gibt es z.B. die sogenannten „Sägelboote“ in mehreren Varianten, Boote mit einem Se(ä)gel aus einer alten Fuchsschwanzsäge und einem Rumpf aus schwarzer Mooreiche. Der Bootskörper ist mit der Kettensäge bearbeitet, Schnittspuren und Risse im dunklen Holz zeigen die Vergänglichkeit. Kleine geschnitzte Köpfe und Figuren begleiten die Boote, lenken sie und steuern sie durch die Zeit.
Pechschwarze Schlepper auf dünnen Eisenstangen liegen vor Anker. Dünne, grob gesägte Eichenfiguren machen ihre letzte Fahrt. Oft sind es auch Gruppen von menschlichen Gestalten, die gemeinsam im Boot sitzen, jedoch nicht immer passen alle zusammen ins schmale Boot. Alle versuchen das rettende Ufer zu erreichen, müssen gemeinsam das unwirkliche Meer überwinden.
Der Künstler und Holzbildhauer nennt sich selbst „Bootschaffter“, er schafft ursprüngliche Boote und kuriose Schiffe, oft auch mit humorvollem Ansatz. Dazu gibt es skurrile Bilder und Zeichnungen auf Papier und Holz. Diese Mischung aus zeitgemäßer Kunst mit maritimen Motiven zeigt eine äußerst abwechslungsreiche bemerkenswerte Ausstellung. Georg Willms holt die Betrachter seiner Kunst mit ins Boot.
Die Sonderausstellung ist bis zum 24.03.2019 zu sehen.